Leseprobe

Die Tischlampe

(Geschichte 22)

Es war Herbst und die hellen Tage waren schon merklich kürzer geworden.
Bei beginnender Dämmerung besuchte ich eine Bekannte. Wiederholt waren wir gemeinsam im Urlaub gewesen. Wir wollten gemütlich Kaffee trinken und ein wenig plaudern. Ihr Wohnzimmer liegt auf der Südwestseite, so dass wir lange den schönen, rot beleuchteten Abendhimmel betrachten und genießen konnten. Als es aber zu dunkel wurde, machte die Bekannte die Tischleuchte an, die neben der Couch auf einem Schränkchen stand.
Wir erzählten über alles Mögliche:
Urlaub, Reisen, Sport etc. Später kamen wir auch auf ihre Mutter zu sprechen, die jahrelang als Pflegefall von ihr versorgt worden war. Als sie gerade von ihrer Mutter erzählte und dabei einige Tränen in den Augen hatte, knallte laut die Glühbirne in der Tischlampe und wir saßen im Dunkeln.
Ich sagte sofort, deine Mutter hat dich gehört, weiß, dass du traurig bist und will dich trösten. Sie hat ein Zeichen gegeben. Sofort sprang sie auf, um die defekte Glühbirne auszutauschen. Aus ihrer Abstellkammer holte sie eine Ersatzbirne heraus. Gerade als sie den Lampenschirm abmontiert hatte und die Glühbirne wechseln wollte ging das Licht wie von alleine wieder an.
Nach so einem lauten Knall ist normalerweise ein Glühdraht gerissen. Doch diese Glühbirne war wirklich einmalig. Leider kann man sie nicht patentieren lassen, da geistige Energie im Spiel war.